Konversionsflächen

Entwicklung der Darmstädter Konversionsflächen

Die militärischen Konversionsflächen zwischen Bessungen und Eberstadt bieten für Darmstadt die einmalige Chance, bei Sanierung, Umwandlung und Neubau die Grundlagen für lebenswerte Quartiere bereits im Entstehungsprozess zu legen. Es handelt sich hier um die in absehbarer Zeit letzten Entwicklungsmöglichkeiten für Darmstädter Siedlungsflächen.
Die Konversion wird vom Runden Tisch „Gemeinschaftlich Wohnen – Darmstadt“ mit großem Interesse verfolgt. Hier können in Darmstadt neue Stadtquartiere entstehen, die mehr sind als bloße Wohnsiedlungen.
Schon bevor überhaupt geklärt ist, ob Wohnprojekte auf den Konversionsflächen eine Chance erhalten, haben sich viele Aktive entschlossen, dort im Rahmen von gemeinschaftlichen Wohnprojekten ihren zukünftigen Lebensschwerpunkt zu setzen. Es ist davon auszugehen, dass bei einer konkreten Erwerbsperspektive das Interesse an Wohnprojekten auf den Konversionsflächen noch steigen wird.

Karte Konversion Darmstadt Süd

Konversionsflächen zwischen Bessungen und Eberstadt, Kartenquelle: Wissenschaftsstadt Darmstadt

Wohnprojekte: Schöner Wohnen für die gutsituierte Mittelschicht? Oder lebendige, integrierende Nachbarschaften?

Wohnprojekte haben nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn die Rahmenbedingungen Gruppe, Liegenschaft, Geld und Beratung erfüllt sind. Für einige der Voraussetzungen können sie selbst sorgen, aber zumindest in Bezug auf den Erwerb der Liegenschaften (und z.T. auch in Bezug auf Beratung) sind sie auf die Unterstützung der Stadt angewiesen.
Hierbei geht es nicht um eine Bevorzugung von gutsituierten Akademikern, die sich günstig ihren Traum vom „Schöner Wohnen“ realisieren wollen, wie dies häufig unterstellt wird.
Kommunen unterstützen Wohnprojekte, weil sie erkannt haben, dass diese durch ihren gemeinschaftlichen und nachbarschaftlichen Ansatz auf Dauer eine Antwort auf die Frage des demografischen Wandels und der damit verbundenen sozialen Probleme darstellen können. Neben der Entlastung kommunaler Hilfesysteme haben sie aber auch positive Auswirkungen auf ihr Quartier: Wohnprojekte ziehen engagierte Menschen mit Gemeinsinn an. Sie wirken integrativ: Neben dem generationsübergreifenden Wohnen geht es z.B. um das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung, mit mehr oder weniger Geld. Es geht um die Mischung von Wohnen und Arbeiten in einem Haus oder um Integration von sozialer und kultureller Infrastruktur, die auch von der Nachbarschaft genutzt werden kann und soll.
Dies alles können die üblichen Investoren-Bauprojekte nicht bieten.

Foto von Lincoln-Siedlung und Cambrai-Fritsch-Kaserne

Lincoln-Siedlung und Cambrai-Fritsch-Kaserne

Chancengleichheit durch Ungleichbehandlung

Allerdings haben die kleinen Wohnprojekte gegenüber den großen Investoren mehrere Nachteile:

  1. Sie haben keine Planungen in der Schublade. Erst wenn die Liegenschaft feststeht, kann die Gruppe detaillierte Planungen in Auftrag geben, die auf die konkrete Grundstücks-Situation und die Anforderungen der Gruppe zugeschnitten werden.
  2. Die tatsächliche Gruppe der Bauenden kristallisiert sich zu dem Zeitpunkt heraus, wenn die Liegenschaft feststeht. Erst dann, wenn die finanzierenden TeilnehmerInnen und auch das Finanzierungsvolumen feststehen, lassen sich belastbare Finanzierungsmodelle erstellen.
    Durch diese strukturellen Nachteile können Projekte im Bieterwettbewerb mit den wirtschaftlich stärkeren und schematisch-schnell planenden Investoren nicht mithalten, das geeignete Bauland wird ihnen vor der Nase weggeschnappt. Eine Chancengleichheit kann erst dann entstehen, wenn den ungleichen Voraussetzungen der Wettbewerber Rechnung getragen wird.

Es geht also bei der Unterstützung von Wohnprojekten beim Erwerb von Liegenschaften nicht um eine Vorzugsbehandlung gegenüber den „normalen“ Investoren, sondern lediglich um eine angemessen ungleiche Behandlung von ungleichen Marktteilnehmern.